Twinning - Project Israel


2. Study Visit der Lebensmittelaufsicht Israels

Bericht von: Teresa Valencak

Auch die zweite und letzte Study Visit unseres Israel Twinning Projekts zu Lebensmittelsicherheit stand im Zeichen der aktuellen, unruhigen Weltlage. So schlugen nur kurz nach der Abreise unserer KollegInnen aus Tel Aviv Raketen am Flughafen in Israel ein. Auch wenn man in Israel stets nahezu auf alles vorbereitet sein muss und sehr flexibel auf Veränderungen reagiert, merkten wir schon wie sehr belastend es ist, nicht zu wissen, ob, wann und wie sie nach Ende der Arbeitswoche nach Hause zurückkehren können.

Das Team besuchte diesmal für 1.5 Tage den Standort in Innsbruck, und konnte dabei wichtige Einblicke in den Routinealltag an den Instituten für Lebensmittelsicherheit sowie Veterinärmedizin erhalten. Neben dem allgemeinen Überblick über Warengruppen-schwerpunkte und der Vorstellung des laufenden EFSA-Projektes zum neuen Schwerpunkt zu veganen Fleisch- und Milchersatzprodukten wurden die Themen von A wie Analytik (Rückstandsanalytik auf Pestizide und Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen - PFAS) über B wie Badegewässerüberwachung bis Z wie Zoonosen vorgestellt und diskutiert, und mit einem Laborrundgang durch Mikrobiologie und Pathologie komplettiert. Besonderes Interesse und Diskussionspotential entfaltete die Delegation bei den Themen Probenahme und Begutachtung nach der Kontaminantenverordnung sowie hinsichtlich der Allergenbeurteilung.

Von Innsbruck ging es dann nach Linz, wo es nach einem herzlichen Empfang und einem Überblick, auch eine kurze Führung durch die Außenanlagen gab. Zusatzstoffe und Enzyme wurden eingehend behandelt aber auch Vitaminanalytik und NMR bzw. dessen Rolle für die Lebensmittelsicherheit und die Bekämpfung von Betrug. Besonderen Anklang fand bei unseren Gästen auch die AGES- Multimethode zur Ermittlung von Mykotoxinen, ein Spaziergang durch die Korridore ermöglichte auch bereichsübergreifende Eindrücke in die breite Tätigkeit der AGES. Spezielles Augenmerk wurde der Honiganalytik (NMR, Mikroskopie, Leitfähigkeit, Enzyme) geschenkt, zumal der Delegation auch ein Hobbyimker und Kenner angehörte. Analog zur hiesigen Situation sind die Kontrollen in Israel sehr häufig mit qualitativ schlechtem Honig bzw. Food Fraud in diesem Bereich konfrontiert.

Am letzten Tag wurden die ExpertInnen des National Food Service in Tel Aviv ganz herzlich von @Friedrich Sövegjarto empfangen, der, unterstützt von der Lebensmittelaufsicht Wien, Günter Frühwirth, die offenen Fragen zur Inspektion, dem Ablauf von gerichtsanhängigen Verfahren, zur Haftung, zur gängigen Praxis bei Strafen und zur Ausbildung der Lebensmittelinspektoren beantwortete. Das Team aus Israel berichtete dabei von wiederkehrenden Herausforderungen im Bereich Mikrobiologie und Hygiene bzw- Non-Compliance von Gastronomiebetrieben, die es im Zuge der Adoption von EU-Lebensmittelrecht zu ahnden und strafen gilt.

Auch bei der zweiten Study Visit konnten wir daher unseren KollegInnen aus Israel tiefe Einblicke in unsere Arbeit und die aktuelle Situation in Österreich sowie in die Zusammenarbeit auf EU-Ebene geben.

 

Danke an alle KollegInnen die hier so motiviert und engagiert mit dabei sind! In rein zufälliger Reihenfolge: @Bernhard Kuhn, @Hermann Unterluggauer, @Clemens Jaitner, @ Walter Glawischnig, @Daniela Schachner, @Kathrin Amplatz, @Armin Raditschnig, @ Julia Überall, @Attila Domjan, @ Alan Tessadri, @ Katrin Pergher, @Verena Peterseil, @Karin Liftinger, @Richard Pehn, @Elisabeth Obermaier, @Ines Strewitzer

 


Twinning Project Israel

(Bericht von: Günter Frühwirth)

 

Mit dem Twinning-Projekt IL 18 ENI HE 02 22 soll Israel, das in engere Handelsbeziehungen mit der EU treten will, bei der Angleichung an den Status der Union in Fragen der Lebensmittelsicherheit unterstützt werden. Die Europäische Kommission hat die Durchführung dieses Twinning-Projekts an Griechenland vergeben. Ich hatte und habe die Ehre, als Vertreter der Österreichischen Lebensmittelinspektoren in meiner Funktion als Vorstand der Prof. Franz Lorenz Akademie, im Auftrag des Centre of Internationaland European Economic Law, Ikaron 1, Greece, als Experte für Lebensmittelrecht an diesem Informations- und Austauschprogramm teilzunehmen.

 

Ziel eines Twinning-Projekts ist, EU-Kandidatenländer, potenzielle Kandidaten der EU oder Länder, die mit der EU in engeren wirtschaftlichen Kontakt treten möchten, bei der Übernahme des EU-Rechts und dem Aufbau der dazu notwendigen Verwaltungskapazitäten zu unterstützen. Bei dieser Zusammenarbeit steht die Annäherung an EU-Recht sowie an EU-Standards im Mittelpunkt. Expertinnen und Experten aus den Bereichen der Verwaltungen in den EU-Mitgliedstaaten geben ihr Wissen und ihre Erfahrungen in der Umsetzung des EU-Rechts im jeweiligen Partnerland im Rahmen eines Twinning-Projekts weiter.

 

Bedingt durch den Konflikt im Gaza war es nicht möglich, vor Ort mit den israelischen Kolleginnen und Kollegen in Kontakt zu treten, deshalb wurden bis vor kurzem die Projektvorgaben nur in Online-Meetings umgesetzt.

Am 11. Februar 2025 war es aber soweit. Eine Delegation von israelischen Experten hat Österreich besucht, um vor Ort möglichst umfangreiche Informationen über die Umsetzung und Implementierung des EU-Rechts zu erfahren.

Im Zuge dieser „mission“ wurde auch ein Lebensmittel-Erzeugungsbetrieb besucht, um den israelischen Kolleginnen und Kollegen auch die praktische Anwendung des Lebensmittelrechts und deren Auswirkung auf Betriebe zu zeigen und dadurch diese auch besser zu verstehen. Der Essig- und Senfhersteller “Fischerauer“ in Pöllau bei Hartberg in der Steiermark, stand hierfür dankenswerterweise zur Verfügung.

Um auch Wissen und Erfahrungen aus dem Bereich der biologischen Produktion vermitteln zu können, fand im Anschluss an den Besuch bei „Fischerauer“ auch eine kurze Betriebsbesichtigung im nahe gelegenen Bio-Betrieb „Zemanek“ statt. Die vielen Fragen über die Art und Weise, wie die amtliche Kontrolle in Österreich aufgebaut ist und funktioniert, zeigten das immense Interesse der Delegationsmitglieder.

Im Detail bestand besonderes Interesse am österreichischen QM-System, den risikobasierten Kontrollen, den Risikokategorien der Betriebe, der Umsetzung des Kennzeichnungsrechts sowie den Import- und Exportbestimmungen.

Teilnehmer Twinning Project Israel: Andreas Fischerauer, Teresa Valencak (AGES), Günter Frühwirth (Prof. Franz Lorenz Akademie), Christian Kaltenegger (Leiter der Lebensmittelaufsicht Steiermark), Patrick Friess (Lebensmittelinspektor Steiermark), Wolfgang Zemanek (Biohof Zemanek Pöllau), Jurgita Savickaitė (Resident Twinning Advisor aus Litauen), Pnina Oren, Dikla Reuven, Sharon Gutman, Ziva Hamama, Ofer Goldstein (alle Israel)